Mittwoch, 8. Februar 2012

Mittwochs-Rezi: Die gelöschte Welt von Nick Harkaway

4 von 5 Eselsohren
Dieses Buch verpackt einen schwindelerregenden philosophischen Ansatz in ein gesellschaftskritsches Kriegsdrama und Biographie-Epos. Dass ich, die ich vor Kriegsbeschreibungen und dergleichen extrem zurückschrecke, hier dennoch 4 Eselsohren vergebe, spricht für das Gesamtkunstwerk. Immer wieder finden sich grandiose Gedankengänge, die mich innehalten ließen und das Potenzial zur Horizonterweiterung in sich tragen.
Dies ist also kein Buch, dass man in einer 2-Tages-Session verschlingen sollte. Gefeilte Sprache, bestechender Stil, guter Plot, virtuose Logik. - Für Freunde von Utopien, Dystopien und Co. eine unbedingte Leseempfehlung.


Ich habe sehr lang gebraucht, bis ich es bezwungen hatte. Ich kämpfte mit den brutal-akribischen Beschreibungen des Kriegsgeschehens und in einigen - bewusst vom Autor so angelegten - verwirrend-abstrakten Handlungswendungen. In diesen Momenten hat mich der Text verloren. Aber ich war neugierig genug, mich davon nicht komplett aufhalten zu lassen und es hat sich gelohnt.

In geheimen Kriegslaboren wurde eine Bombe entwickelt, die Information von Materie trennt. Doch - oh Wunder - so sauber und endgültig wie gedacht, ist diese Waffe nicht. Nach dem ersten Schlag stellt sich heraus: Die geistlose Materie - das "Zeug" - richtet eine verheerende und nicht mehr aufzuhaltende Kettenreaktionen des Grauens an... Der Leser begleitet eine Freelancer-Soldatentruppe auf einem Sondereinsatz und rutscht in ständigen Rückblenden in das Leben des Erzählers. Wie wurde er, was er ist? Kindheit, Ausbildung, Freunde, Liebe, Krieg - all das entfaltet sich als Epos und doch mitreißend. Und für alle Schlussfolgerungen der postapokalyptischen Welt gilt (wie immer): Lesen, verinnerlichen, Horizont erweitern.

Erschienen bei Piper im Taschenbuch
800 Seiten
ISBN 978-3-492-26704-5

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