Mittwoch, 27. Juni 2012

Mittwochs-Rezi: Bartimäus von Jonathan Stroud


5 von 5 Eselsohren

Eine mitreißende Story, die hin und wieder Potterfeeling aufkommen lässt, zugleich aber vor Ironie und angeberischen Randbemerkungen nur so strotzt. Die "Bartimäus"-Reihe bringt die Fußnoten zu neuem, nie geahntem Glanz.  Eine kleine Perspektivenverschiebung macht das Buch originell, der Plot hat Spannung und Witz – was will man mehr? Es ist unterhaltsam und gut.

Gestatten? Bartimäus!

Ein kleiner Zauberer ruft einen großen Dämon herbei, um sich vor der Welt zu beweisen. Habt ihr euch eigentlich schon mal gefragt, wie sich der Dämon dabei fühlt? Groß! Allmächtig! Ruhmbekleckert! steigt er aus der anderen Sphäre auf die Erde... und vor ihm steht ein kleiner Bengel mit großen Augen und ohne einen Funken Professionalität. Aber immerhin: Die Beschwörung ist wasserdicht und der große Bartimäus muss ihm von nun an dienen. Vorhang auf für originelle Jugendfantasy.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Ton trifft Herz: Anna Depenbusch

Dieser Augenblick, in dem mir neues oder bisher unbekanntes Lied über den Weg läuft und mir einfach so das Herz aufgeht - wundervoll. Anna Depenbusch war so ein Erlebnis für mich. Drüben bei Herrn Buddenbohm sah ich vor gut einem Jahr einen Veranstaltungstipp, surfte von Texten zu Videos und schließlich zum Webshop. Seither sitzen ihre Alben so fest auf meinem MP3-Player, als gehörten sie zur Werkseinstellung. Wollt ihr mal reinhören?



Ich mag ihre Lebensfreude und ihr Selbstbewusstsein - noch im allertraurigsten Blues schimmert beides durch. Dann ihre Stimmlage, die nach Meer und blauem Himmel, nach Möwen und weiter Welt klingt. Auch die Lust am Fabulieren, Erzählen und sich-von-der-Seele-singen bezaubert mich. Und zu guter Letzt gefällt mir die Mischung aus Chanson und Ausflügen ins weite Feld der Stile, die allesamt genau wissen, welche Seite im Zuhörer sie anschlagen wollen und warum sie das tun.

Zwei Alben in 6 Jahren. Ihrer Linie bleibt sie dabei treu.

Freitag, 15. Juni 2012

Es geht los: Kieler Woche 2012

Heute Abend wärmt Kiel sich auf, denn Samstag wird sie offiziell eröffnet, die Kieler Woche. Wie jedes Jahr in der vorletzten Juni-Woche. Als Nicht-Norddeutscher muss man sich Kiel in der Zeit vorstellen wie eine Mischung aus London zur Olympiade, Düsseldorf zum Karneval und Bochum während BochumTotal. - Vielleicht ein biiiisschen nordisch-kühler. ;)

16. bis 24. Juni 2012
Etwa 50 Wochen im Jahr ist Kiel das charmante aber eben doch provinzielle Landeshauptstädtchen weit weit im Norden. Es werden die Ostsee-Fährentouristen hindurchgeschleust, Studenten clustern sich in ihrer Szene, der THW feiert seine Handball-Erfolge in der Ostseehalle und die Nähe zum Strand macht die Kieler stolz. Kiels Liebenswürdigkeit lernt man erst richtig kennen, wenn man sie sich als Einwohner Stück für Stück erarbeitet hat.

Und dann kommt eine Woche, in der die Kieler alles nach vorn holen, was sie eigentlich können - diese eine Woche ist gewissermaßen das Destillat der Stadt. Die Angebots- und Zielgruppenbreite ist enorm. Segelsportler, Seefahrer, Kulturfans, Festivaltouristen, Familien, Geschichtsinteressierte, Partynomaden. Sommernachtsträumer - alle kommen auf ihre Kosten.

Rausch, Überangebot und Menschenmengen einerseits und perfekt getaktete Busverbindungen, geschmückte Promenaden und echtes Fördeflair an jeder Ecke andererseits. 10 Tage lang.

Ein Besuch der Stadt lohnt sich auf jeden Fall. Wer sich vorher schlau machen will, dem sei das Portal der Stadt empfohlen. Das ist inzwischen wirklich gelungen und informativ für jede der vielen Zielgruppen. Eine aufbereitete Übersicht über alle Musik-Events liefert der Konzertplan to go von KielERleben oder die Tabelle vom ultimo-Stadtmagazin.

Wer noch hadert, lese einfach meine Liebeserklärung an die Kieler Woche, die jetzt folgt.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Mittwochs-Rezi: Das dunkle Meer der Sterne von Dane Rahlmeyer

3 von 5

Eine kleine und streckenweise sehr charmante Space-Opera von Pandoras Play, auf die ich durch ein Gewinnspiel gestoßen bin. Aus einer Ansammlung von geschenkten Hörspielen kleinerer Lables  stach die Folge 6 von "Das dunkle Meer der Sterne" angenehm hervor. Neugierig geworden kaufte ich mir Anfang 2010 darauf hin die 5 Vorgänger.


Ich beschrieb sie in Empfehlungen öfter mal als "Firefly für die Ohren". Leider sollte sich diese Parallele auch in der Produktion bemerkbar machen. Die geriet nach Folge 6 nicht nur ins Stocken, sie drohte gänzlich abzubrechen. In diesem Jahr nun wurden dank eines Crowdfunding-Projektes auf Startnext  zwei weitere Folgen ermöglicht. Sie beenden die erste Staffel und sind gerade erschienen. Zeit und Gelegenheit, euch  "Das dunkle Meer der Sterne" vorzustellen.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Mittwochs-Rezi: Fliehe weit und schnell von Fred Vargas

5 von 5 Eselsohren

Ich lese Krimis nur im Sommer. Bei Hitze stellt sich bei mir ein gewisser Blutdurst ein. Dann störe ich mich nicht an Hollywoodshowdowns und Schubladencharakteren. Lange laue Nächte verlangen nach simplem Lesestoff, der einfach zu verschlingen ist und von mir aus auch immer im Dienste der Handlung steht. Sprache als Zweck. Nicht auf die Form, auf den Inhalt kommts dann an.



Niemals hätte ich in einem Krimi nach inspirierenden Gedanken und Poesie gesucht. Aber Fred Vargas bringt es fertig und befreit mich ratzfatz aus den eingefahrenen Schienen von guter vs. unterhaltender Literatur.

Eingestiegen in ihre Welt bin ich mit „Fliehe weit und schnell“. Dort geht die Pest auf mysteriösen Pfaden in Paris um.