Mittwoch, 12. Februar 2014

Mittwochs-Rezi: Niemalsland von Neil Gaiman

Ein Beitrag zur Aufgabe #10
der  Fantasize-Challenge.
5 von 5 Eselsohren

Dieses Buch war mein erstes von Neil Gaiman*. Gehört hatte ich schon viel von ihm und er schien mir mit Terry Pratchett, Christopher Moore und Douglas Adams in einer Liga zu spielen.

Niemalsland handelt vom Neu-Londoner Richard Mayhew, der nach einer skurrilen Begegnung mit einem magisch begabten Kind aus seinem Leben gelöscht wird. Auf der Suche nach einem Weg zurück, entdeckt er eine Unterwelt voller Fabelwesen und Magie. Gemeinsam mit dem Mädchen begibt er sich auf eine Queste, an deren Ende ein grausamer Mord aufgeklärt werden soll.



Gaiman hat eine irre Freude an Sprachspielen, an mythischen Grundthemen, an Komik und Dramatik. Und er hat einen großartigen Sinn für Details. Wer die drei oben genannten verrückten Autoren mag, der wird auch von Gaiman begeistert sein. Und von Niemalsland.


Setting
Stell dir vor, dir fällt ein verletztes Mädchen vor die Füße. Stell dir vor, du hilfst ihm, nimmst es mit in deine Wohnung, versorgst es. Stell dir vor, es verschwindet wieder - und mit ihm schleicht sich dein Leben davon! Dich gibt es noch, deine Umgebung gibt es noch, aber offenbar gibt es keine Verbindungen mehr. Ähnlich wie Alexej aus Wächter der Nacht verliert Richard alles: seinen soliden Job, seine ehrgeizige und schöne Verlobte, seine Durschnittswohnung.

Statt dessen tritt eine neue Welt in sein Leben: Unter-London. Eine Parallelwelt Londons, die vor aller Augen und zugleich vollkommen außerhalb der Wahrnehmung der meisten Londoner ist. Hier leben Fabelwesen, skurrile Gemeinschaften und magiebegabte Menschen. Richard folgt dem Mädchen, Door, dass eine ganz besondere Magie geerbt hat. Ihre Familie kann Türen öffnen. Jede. Überall hin. Doch ein Unbekannter ließ ihre Eltern und Geschwister töten und ist nun hinter ihr her. Nur ein Engel verspricht Hilfe.


Stil
Gaiman spickt fast jeden Dialog mit Sprachwitz und Doppeldeutigkeiten. Der deutsche Übersetzer hat sich wacker geschlagen, aber viele Wortspiele zeigen sich nur dem, der sowohl die englische Sprache als auch London wie seine Westentasche kennt. Da gibt es die Nightsbridge und den Hof des Earls und nicht zuletzt einen ganzen Dialog über Türen und das Mädchen Door.

Ebenfalls durchgehend sind Gaimans Seitenhiebe auf Urban Legends, die Umdeutung historischer Ereignisse, und das Einflechten alter Mythen. Dabei erinnert er mich sehr an die Erzählweise von Doctor Who, wo mit diesen Tricks die fiktive Geschichte augenzwinkernd in der Realität verankert wird. Das dachte wohl nicht nur ich, sondern auch Steven Moffat, denn Gaiman hat für die Staffel 6 und 7 der neuen Generation tatsächlich je eine Folge geschrieben.


Zusatzinfo
Das Buch - so erfährt der deutsche Leser im Nachwort - basiert auf einer sechsteiligen BBC-Miniserie, die 1996 über den Äther flimmerte und heute online bei DailyMotion zu finden ist. Die werde ich mir auf jeden Fall nochmal ansehen.


Fazit
Wer Ein todsicherer Job, Per Anhalter durch die Galaxis und die Scheibenwelt-Romane liebt, der darf sich auch Gaimans Niemalsland vertrauensvoll auf den Nachttisch legen. Ich hab gelesen, dass sein Glanzstück American Gods sein soll. Das wandert sofort auf meinen Wunschzettel, denn von Neil Gaiman habe ich definitiv noch nicht genug gelesen.

* Ach, ein Buch habe ich doch schon gelesen, an dem er mitgewirkt hat. Und zwar Ein gutes Omen. Das schrieb er gemeinsam mit Terry Pratchett. Ebenfalls absolut lesenswert.

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